Auf dem Weg zu grünem Wasserstoff in der Region
Grüner Wasserstoff, der durch alternative Energiequellen, wie Sonnenenergie, Wasserkraft oder Windkraft mittels Elektrolyse hergestellt wird, ist neben regenerativem Strom ein Schlüsselinstrument für die globale Treibhausneutralität.
Grüner Wasserstoff, der durch alternative Energiequellen, wie Sonnenenergie, Wasserkraft oder Windkraft mittels Elektrolyse hergestellt wird, ist neben regenerativem Strom ein Schlüsselinstrument für die globale Treibhausneutralität. Da nicht nur Singen und der Landkreis – ja fast der gesamte Südwesten Deutschlands – laut Bundesnetzplanung nicht an das Wasserstoffkernnetz mit einer Gesamtlänge von 9.721 Kilometer angeschlossen werden sollen (welches wohl bis 2032 in Betrieb geht), gilt es, alternative Konzepte zur Versorgung zu entwickeln. Dies insbesondere mit Blick auf ansässige Betriebe, die Wasserstoff benötigen, um langfristig am Standort Singen planen zu können.
Auf dem Weg zur „Grünen Industriestadt Singen“ sei es deshalb außerordentlich wichtig, die Bedarfe der Industrie nachzuweisen, betont Oberbürgermeister Bernd Häusler. Deshalb hat die Stadt Singen bei der Förderausschreibung „Regionale Wasserstoff-Konzepte (RWK)“ des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft 110.000 Euro bei 90 Prozent Förderquote beantragt.
Hierdurch soll eine umsetzungsorientierte Konzeption für Singen aufgezeigt werden, u.a. zu den Fragen, welche potenziellen Wasserstoff-Abnehmer es gibt (Bedarfsanalyse), welcher Standort sich auf Grundlage der Ergebnisse der vorgenannten Analysen für den Bau einer Elektrolyseanlage eignet und wie die Dimensionierung und technische Umsetzung der Infrastruktur (PV-Anlagen, Leitungen, Elektrolyseur, Energiespeicher etc.) aussehen müsste.
Exemplarisch zeigte die Veranstaltung „Wasserstoff als Treiber für regionale und industrielle Transformation“ – organisiert von der Stadt Singen, Singen aktiv und dem Landkreis Konstanz mit zahlreichen lokalen, regionalen und überregionalen Akteuren aus Industrie, Wissenschaft und Verwaltung –, welchen Stellenwert grüner Wasserstoff in Zukunft für die Region haben soll. In diesem Sinne setze sich lokale Politik für lokale Unternehmen ein, so Landrat Zeno Danner. Wilfried Trah, Vorsitzender von Singen aktiv, machte klar, dass die Region ohne Bedarfsmeldungen nicht wahrgenommen werde und verwies auf den neuen Förderantrag der Stadt.
Maike Schmidt, Leiterin Fachgebiet Systemanalyse Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg, erklärte, dass Wasserstoff bis 2024 in Deutschland 34 Prozent des Energieverbrauchs decken soll. Laut ihrer detaillierten H2-Bedarfsanalyse für Baden-Württemberg, aufgeteilt nach Industrie, Verkehr sowie Strom- und Wärmeversorgung (basierend auf konkreten Anfragen sowie Hochrechnungen), seien Bedarfe aus Industrie und Verkehrssektor bis 2030 von 22,7 TWh/a und 2040 bis 90,7 TWH/a hierfür notwendig. Deshalb und da bis 2030 keine Wasserstoff-Pipeline in BW zur Verfügung stünde, fordert Schmidt Vor-Ort-Versorgungskonzepte und H2-Hubs als wichtige und teilweise einzige Wasserstoffversorgungsoption gezielt zu initiieren und umzusetzen.
Laut Markus Kittel von Thüga Energienetze seien 95 Prozent der Gas-Erdleitungen für Wasserstoff nutzbar. Das Unternehmen verweist auf deutschlandweite Projekte wie das H2-Donau-Hub-Kelheim, bei dem zehn Haushalte und ein Unternehmen an ein Wasserstoffnetz angeschlossen seien.
Die Vielfalt der Projekte, von einem H2-Tankstellennetz für Lastwagen in der Schweiz bis hin zur Effektivität der PEM-Elektrolyse (Elektrolyse mittels Protonen-Austauschmembran) und Kooperationsprojekten wie 3H2 – der trinationalen Wasserstoffinitiative – oder H2 Regio e.V., verdeutlicht die breite Palette an Aufgaben in diesem Bereich.